Anfertigung der Schattenspiel-Maschine
Bereits unmittelbar nach Vorstellung der Rahmenprämissen des
Projekts erschloss sich die Idee einer inszenierten Veranstaltung, in der
vergangene Geschehnisse ins Heute projiziert werden sollten. Zur technischen
Umsetzung war kaum mehr nötig, als diese Metapher wörtlich zu verstehen, woraus
das Lichtbild-Konzert in den Fenstern des ehemaligen Miami resultierte.
Eine hilfreiche Ressource zur Realisierung des Vorhabens boten
die von der Galerie zur Verfügung gestellten Fotografien, auf denen das
geschäftige Treiben im Haus Coburg Mitte des letzten Jahrhunderts dokumentiert
ist. Neben Aufnahmen gefüllter Sitzreihen bei Kammerkonzerten – wie den im
Lichtspiel in die Fenster projizierten – zeigten viele der Bilder Menschen in
Bewegung, wodurch den Fotos die Illusion von Dynamik verliehen wurde. Dieses Moment
wurde im Exponat bis zu diesem Zeitpunkt nicht aufgegriffen.
Der Weg, diese Vorbeilaufenden im Rahmen des Lichtkonzerts
in die Gegenwart zu führen, mündete in der Konstruktion eines motorisierten Laufbandes.
Auf diesem wanderten die aus den Bildern isolierten Silhouetten als
Papierausschnitte kontinuierlich eine Bahn entlang, bevor sie umklappten und
auf der Unterseite zurück zu ihrer Ausgangsposition liefen. In Kombination mit
einem Baustrahler wurden somit nach Sonnenuntergang Schatten früherer Besucher
des Hauses auf den Mauern desselben sichtbar, die stetig in Richtung der
Eingangstüren strömten. Da sich im Delta von Projektionsquelle und –Fläche der
Treppenaufstieg zum Haupteingang befand, mischten sich die Schatten der
Besucher der Vernissage im Jahr 2017 unter die derer, die in den sechziger
Jahren eben diese Treppen bestiegen haben.
Die gleichzeitige und gleichwertige Präsentation der
Schatten und der Maschine, die sie wirft, erinnert an das Bildnis der
platonischen Höhle. Die epistemologischen und ontologischen Fragen, die Platon
in seinem Gleichnis aufwirft hoffte ich somit bereits anklingen zu lassen, da
sie für den aufmerksamen Besucher spätestens bei Betrachtung der von Franz
Burkhardt erstellten Fassaden (und ihrer Gerüste) im Inneren der Städtischen
Galerie aufkommen würden.
- Dorian Hoffmann
Werkarbeiten
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